„Romantic Afternoon“ klumpte sehr menschlich wirkende Personen paarweise aneinander, immer an den Mündern, mal ohne, mal mit Kontakt zu anderen Körperstellen, in allen möglichen und immer unmöglicheren Lagen und derart undramatisch die Partner wechselnd, dass der Kuss sich zu lösen schien vom Gefühl des Gefühls und sogleich, andersherum, die Mechanik von persönlichen Gesten und Liebesbeweisen sich zeigte, mit sanfter Neugier inszeniert. Das Ganze wunderbar in der Schwebe lassend und so wunderlich, wie es Liebende und wie es Liebesdarsteller in diversen Medien ja auch sind. Wenn man genau hinschaut. tanz

In dem hellen Theaterraum waren Publikum und Akteure gleichermaßen ausgeleuchtet und für alle sichtbar, nichts wurde verborgen, keiner konnte sich zurückziehen. Es war so ruhig, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. (…) Gedanken über Kultur, Toleranz, Leidenschaft, Sex, Intimität, über die Bedeutung des Kusses in unserer Gesellschaft nahm man mit auf den Weg. Der Westen 

Und richtig: Es kommt auf die Mischung an. Und darauf, was es in den Zuschauern auslöst, wenn drei einander küssen oder Frau die Frau respektive Mann den Mann, oder wenn die Partner ganz selbstverständlich gewechselt werden. Fazit: (…) dass die politische Performance heute ohne erhobenen Zeigefinger auskommt. DER STANDARD/Österreich 

Die sechste Ausgabe des Treffens für den Performance-Nachwuchs bewies vor allem zum Abschluss an diesem Wochenende Qualität. (…) Zu einer speziellen Form von Grenzüberschreitung lud zunächst das Düsseldorfer Duo Billinger/Schulz in seinen “Romantic Afternoon”. Sechs lässig gekleidete Jungperformer wagen den schwierigen Schritt vom Einzelwesen zum anderen. (…) Der Kussreigen bleibt stumm, seltsam gefühlsleer und überindividuell. Verena Billinger und Sebastian Schulz hinterfragen den Akt an sich und werfen auf raffinierte Weise Gedanken nach dem Subtext des Gesehenen auf. Den Performern gebührt Hochachtung. Hamburger Abendblatt

Je drei Männer und Frauen beginnen minimalistisch wie psychologisch sensibel mit der schönsten Sache der Welt. Wie rückt man näher, wer macht den ersten Schritt? Überflüssig zu sagen, dass diese wahrlich intime Arbeit kenntnisreich mit Facetten der Scham spielt: von Verlegenheit bis zu unfreiwilligem Voyeurismus. (…) Dem Partnertausch folgt der Klamottentausch, auch dies eine Form inniger Zweisamkeit, bis sich das Sextett als riesige Knutschkugel zur Freude der Zuschauer über die Bühne wälzt. Dann folgt wieder ernüchtertes wie sehnsüchtiges Soloküssen – ganz am Ende ist man doch alleine. Solch traurigen Botschaften wollen Billinger und Schulz hier aber nicht das Wort reden. Morgenweb Rhein-Neckar 

Diesen Kuss der ganzen Welt (…) Billinger und Schulz führen virtuos vor, wie standardisiert doch die Gesten für das große Gefühl sind und wie schlicht Assoziationen sich zuweilen fügen. Die beiden haben eine die Personen- und Geschlechter-Konstellationen immer neu verwirbelnde Kuss-Choreographie entworfen (…) mit überraschenden Volten, melancholischen Anflügen und viel Ironie. Und, weil die Küsse dauern und dauern, ist es nicht nur für die herumturnenden Performer strapaziös. Auch das aber spricht für diesen “Romantic Afternoon”, denn Billinger und Schulz haben wirklich ganz genau hingesehen, auch ins Publikum, das so viel gespielte Initmität erst mal aushalten muss. Frankfurter Allgemeine Zeitung

Der Kuss ist infolge kein Akt der Entgrenzung mehr, sondern eine leere Formel des Begehrens, die gegenüber allem zur Anwendung kommt, was einen Mund hat. In diesem Leerlauf steckt der Kern des Küssens. Der psychoanalytischen Theorie nach zielt das Begehren auf die ganzheitliche Schließung des Subjekts und bleibt doch zum Umweg über den anderen verdammt. Website des Goethe-Instituts