Archiv des Autors: Robert Läßig

Drei Schwestern

nach Motiven von Anton Tschechow

Wieso findet das richtige Leben immer woanders statt? Warum ist die Realität manchmal nicht wirklich da und wieso verspricht ein anderer Ort so oft ein besseres Leben?

In der Tanzperformance Drei Schwestern beschäftigen wir uns mit den Grundmotiven aus Anton Tschechows Drama. Die Töchter aus gutem Hause sind unglücklich und finden doch keinen Ausweg aus ihrer Situation. Drei Schwestern erzählt vor allem eines: Olga, Mascha und Irina kommen mangels Perspektive nicht damit klar, dass dem Leben stets die Trennung von den anderen eingeschrieben ist. Deshalb sind sie melancholisch. Sie wünschen sich etwas Sinnvolles, an dem sie arbeiten können, sie wollen raus aus den Konventionen einer erstarrten Gesellschaft. Sie denken, dass das in Moskau möglich wäre, der Stadt ihrer Herkunft und ihrer Kindheit. Aber es gibt kein Zurück an diesen Ort und das Hängen an der Erinnerung verhindert nur die Entwicklung einer tatsächlichen Zukunftsperspektive. Als körperliche Wesen sind sie an ihren jeweiligen Ort gebunden. Wie schön wäre es da, zumindest telepathisch mit dem Rest der Welt verbunden zu sein und sich all das Unverständnis einmal zu sparen?

Zusammen mit den Tänzerinnen Monica Gillette, Su-Mi Jang und Maria Pires beschäftigen wir uns mit den Themen Erschöpfung und Leere und fragen, welche Motive der Drei Schwestern noch die Existenz des zeitgenössischen Menschen bestimmen. Ausgehend von ihren eigenen Lebenserfahrungen als Tänzerinnen, die, von weit her kommend und ständig unterwegs, nun für einen Moment zusammen an einem Ort sind, spiegeln sie spielerisch die Perspektiven der drei Schwestern. Und kommen am Ende zu ähnlichen Fragen: Wie umgehen, umzingelt von tausend Rollenerwartungen, mit der eigenen Frustration aufgrund von Grenzen, die nur allzu verstehbar und einfach nicht wegzudiskutieren sind? Und: Wie ist es noch möglich, etwas gemeinsam zu tun?

Konzept/Choreografie: Verena Billinger und Sebastian Schulz. Von und mit: Monica Gillette, Su-Mi Jang, Maria Pires. Dramaturgie: Josef Mackert. Kostüme: Marta Theuerkaufer. Assistenz: Caroline Martin. Licht: Jochen Haker. Fotos: Maurice Korbel.
Eine Produktion von Verena Billinger & Sebastian Schulz und dem Theater Freiburg

Presse/Kritiken

Kummerkasten Menschenstadt (speaking pieces #1)

Glasdach, Holzfassade, voll begehbar und Platz für zwei samt Tisch, Stühlen und Mikrofon – mit dieser Großraumvariante einer Meckerbox besetzten wir im vergangenen Herbst öffentliche Orte in der Düsseldorfer und Frankfurter Innenstadt und luden zusammen mit unserem Team Passanten zum Gespräch ein: Was ärgert Sie? Was sollte sich ändern? In regen, nachdenklichen oder empörten Dialogen meckerten sich zahlreiche Bewohner des 21. Jahrhunderts ihre Erfahrungen, Weltanschauungen und widersprüchlichen Forderungen von der Seele. Mit Kummerkasten Menschenstadt holen wir die Meckerbox inklusive Inhalt ins Theater und machen die Bühne zum vielstimmigen Echoraum einer deutschen Großstadt. Hier wird nun öffentlich, was unter der Oberfläche ihrer sozialen Choreografie schwelt: Wichtiges und Triviales, Persönliches und Politisches, Einfaches, Komplexes, Zufälliges und Verstreutes. „Kummerkasten Menschenstadt“ gibt der politischen Lust und wütenden Traurigkeit der partizipierenden Bevölkerung einen polyphonen Körper, der mit sich selbst im Clinch liegt.

Dauer: 3h inkl. Pause mit Verpflegung

Konzept, Inszenierung: Verena Billinger & Sebastian Schulz. Von und mit: Jungyun Bae, Oliver Bedorf, Julia Blawert, Caroline Creutzburg, Nicolas Niot. Sound: Carina Premer. Entwurf Hütte: Jonathan Banz, Rosalie Schweiker. Hüttenbau: Arnold Frühwald, Hagen Bonifer. Produktionsleitung: Nicole Dahlem-Schwind. Fotos: Florian Krauß. Produktion: Billinger & Schulz. Koproduktion: FFT Düsseldorf, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main. Gefördert durch Kunststiftung NRW, NATIONALES PERFORMANCE NETZ (NPN) Koproduktionsförderung Tanz aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags, Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf, Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf, Kulturamt Frankfurt am Main, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

Presse/Kritiken

Kummerkasten Meckerbox – ein Gesprächsangebot

Wir haben an verschiedenen Orten in Düsseldorf und Frankfurt eine Hütte aufgebaut und zur  direkten Meinungsäußerung eingeladen. Als Passanten und Bewohner des 21. Jahrhunderts wurden Sie nach Unmut, Hoffnung, nach Geschichten und Gedanken gefragt, nach Wut und Frustration, nach Utopien und bitterer Realität. Was bekümmert Sie? Was ist das Wichtigste in Ihrem Leben? Wie könnte die Welt anders sein? Die gesammelten Aussagen wurden zur Grundlage und zum Skript für das Theaterstück „Kummerkasten Menschenstadt“.

Konzept, Inszenierung: Verena Billinger & Sebastian Schulz. Mitarbeit: Julia Blawert, Carina Premer. Entwurf Hütte: Jonathan Banz, Rosalie Schweiker. Hüttenbau: Arnold Frühwald, Hagen Bonifer. Produktionsleitung: Nicole Dahlem-Schwind. Fotos: Billinger & Schulz, Christian Herrmann, Hanna Knell. Produktion: Billinger & Schulz. Koproduktion: FFT Düsseldorf, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main. Gefördert durch Kunststiftung NRW, Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf, Kulturamt Frankfurt am Main, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

computerised movement

„We were born, born to be alive.” Wir suchen nach Anzeichen des Lebens in einem virtuellen Körper. Langeweile, Erschöpfung und Melancholie einer Spielfigur, die nicht gebraucht wird. Simulierte Anwesenheit und virtuelle Gefühle erzeugen Bewegungen, die sagen: Ich bin hier, ich bin für Euch da. Computerzombies, Körper im Standbymodus, oder ein trauriges joyPET. Seht uns mit der 3D-Brille, von vorne als Bild und von hinten, wie wir da im Raum stehen.

Von und mit  Verena Billinger, Caroline Creutzburg, Philipp Karau, Tümay Kılınçel, Nicolas Niot, Sebastian Schulz, Caroline Spellenberg. Kostüme: Anna Hentschel. Mentor: Gerald Siegmund. Fotos: Jörg Baumann, Florian Krauß, Christoforos Mechanezidis. Dank an: Niranh Chanthabouasy aka Lil‘ Rock.

PET_6: computerised movement ist eine Produktion von Tanzlabor_21 / Ein Projekt von Tanzplan Deutschland.

Presse/Kritiken

Romantic Afternoon *

„Nur einen Kuss – mehr will ich nicht von dir…” Die Ärzte

Heute schon geküsst? Die Frau, den Mann, Mutter, Schwester, Vater, Kind? Aus Routine, Liebe, Zeitvertreib? Wer küsst wen und wann, wo und warum? Welchen Wert hat ein Kuss und welche Wirkung kann er entfalten? Distanz überbrücken, Frieden schaffen, Sympathie ausdrücken, Auftakt sein für mehr Intimität? Welche Gefühle schwingen mit? Fremde dabei beobachten – was löst das in uns aus? Jeder küsst jeden, und das ist auch gut so? Wo bleibt der Besitzanspruch, die Eifersucht? Ab wann wenden wir uns, peinlich berührt, ab? In einem ebenso melancholischen wie ironischen Kuss-Reigen, von Verena Billinger und Sebastian Schulz mit sechs Performern auf den Punkt gebracht, wird das Publikum all diesen Fragen ausgesetzt: Ein unterhaltsamer und aufschlussreicher Selbstversuch. (Programmtext Favoriten Festival)

Küsse in der Öffentlichkeit sind nah, innig, distanzlos, flüchtig, leidenschaftlich. Wir schauen zu und beobachten an uns selbst: spontane Einfühlung, Voyeurismus, Scham, Abwehr, Schmunzeln. Wir werden berührt, deuten Haltungen, vermuten Gefühle. Die Küsse werden zu Zeichen, die wir lesen, aber nicht entziffern können. Wir bleiben zurück mit Vermutungen über Fremde, einem physischen Eindruck und unserer uneindeutigen Reaktion.
Romantic Afternoon * ist eine Choreographie für eine Gruppe von sechs Darsteller_innen, die sich ununterbrochen küssen. Sie schlingen die Arme umeinander, halten sich fest, wechseln Positionen und Partner. Sie benutzen Gesten für Emotionen, die nicht da sind, nehmen Haltungen äußerlich ein und simulieren Intimität. Sie produzieren künstliche Affekte und erzeugen so Verhältnisse, die gewöhnlicher Gefühle und Sicherheiten entbehren.
Als exzessive Ausdrucksmaschine bedient sich Romantic Afternoon * der Mechanismen einer inszenierenden und inszenierten Öffentlichkeit und fragt dabei nach den Bedingungen der Möglichkeit echter Gefühle. (Programmtext Freischwimmerfestival)

Konzept, Choreographie: Verena Billinger & Sebastian Schulz. Von und mit Jungyun Bae, Ludvig Daae, Tümay Kılınçel, Robert Redmer, Juli Reinartz, Uri Turkenich. Fotos: Billinger & Schulz, Florian Krauß,  Gerhard F. Ludwig. Gefördert durch dsa/ das-schau-an.de, Crespo Foundation, Kulturamt Gießen, Stiftung van Meeteren, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Die Performance wurde produziert im Rahmen von „FREISCHWIMMER 2011 – Neues aus Theater, Performance und Live Art. Rückzug ins Öffentliche“. Das Freischwimmerfestival wurde gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds, des Kulturamtes der Stadt Düsseldorf, der Pro Helvetia Schweizer Kulturstiftung, des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur Österreich, der Kulturabteilung der Stadt Wien, der Stadt Zürich Kultur, von Migros-Kulturprozent und der Fachstelle Kultur Kanton Zürich.

Die Vorstellungen in Stockholm, Bratislava, Sofia und Wonju wurden gefördert durch das Goethe- Institut.
Die Vorstellungen in Bratislava und Sofia wurden unterstützt durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ Gastspielförderung Tanz International, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Die Vorstellungen in Sofia und Wonju wurden gefördert durch iDAS nrw.

Presse/Kritiken

First Life – ein Melodram

In First Life – ein Melodram beschäftigen wir uns mit realen und fiktiven Beziehungen, mit Liebe, Schmerzen und Gesellschaft. Obwohl in letzterer recht häufig über Gefühle gesprochen wird, einigt man sich gerne darauf, dass Emotionen zwar wichtig seien, man aber wegen der aktuellen Liaison nicht hysterisch werden solle, dass alles relativ sei. Seltener sagt jemand: „Für mich ist eine glückliche Beziehung das Einzige, das zählt.“ Wir loten den eingeschränkten Verhandlungsspielraum aus und spielen mit der Nähe zum Publikum. Dabei widmen wir uns dem so unrealistischen und naiven wie zugleich legitimen Anspruch der Gefühle auf einen glücklichen Ausgang von Geschichten, die eigentlich, zum Beispiel weil besagte Gefühle sich geändert haben, bereits zu Ende sind.

Konzept und Performance: Verena Billinger & Sebastian Schulz. Mitarbeit: Arnita Jaunsubrēna, Iva Sveshtarova. Musik: Markus Mehr. Licht: Katharina Stephan. Fotos: Florian Krauß. Gefördert durch Kulturamt Frankfurt, Kulturamt Gießen und die HTA. Mit freundlicher Unterstützung des Residenzprogramms PACT Zollverein in Essen. First Life – ein Melodram ist eine Kooperation zwischen Verena Billinger und Sebastian Schulz, Künstlerhaus Mousonturm und Institut für Angewandte Theaterwissenschaft Gießen im Rahmen der Hessischen Theaterakademie.

Presse/Kritiken
Artikel Frankfurter Rundschau

Dream Land: How Things Go

Zehn Jahre ist es her, da erarbeiteten der belgische Choreograph Ives Thuwis und zehn Jugendliche am FFT Düsseldorf gemeinsam ihr erstes Tanzprojekt. Konzipiert für ein erwachsenes Publikum wurde das Stück zum sensationellen Überraschungserfolg. Auch wenn mittlerweile fast alle der damals Beteiligten einen künstlerischen Beruf ausüben, steht doch außer Frage, dass sich ihre ästhetischen und persönlichen Ansichten und Vorlieben in höchst unterschiedliche Richtungen entwickelt haben. Dennoch hat man sich all die Jahre über im Auge behalten und kommt nun für „Dream Land: How Things Go“ erstmals wieder gemeinsam auf der Bühne als Kollektiv zusammen: Dort zielt die gemeinsame Suche auf eine „Poetik der Utopie“, die eine Wiederbegegnung, ein Wiedererkennen ermöglicht, abseits aller professionellen Rüstungen, künstlerischer Haltungen, theatraler Techniken und tänzerischer Attitüden. All diese gilt es beherzt abzustreifen oder lustvoll zu demontieren – eine tief berührende wie subversiv komische Sisyphos-Übung, getrieben von der Ahnung, dass Menschen etwas substanziell verbindet, das unauslöschlich, vielleicht aber auch unerreichbar bleibt.

Von und mit Verena Billinger, Alice Ferl, Tümay Kılınçel, Jenja Korolov, Nicolas Niot, Oliver Roels, Sebastian Schulz, Ives Thuwis

Eine Koprodukion von dsa, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt/Main, Forum Freies Theater Düsseldorf, Campo/het KIP Gent. Gefördert durch die Kunststiftung NRW, das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen. Unterstützt durch das Artist-in-Residence-Programm von Tanzlabor_21 / Tanzbasis Frankfurt_Rhein_Main.

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